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AutorenbildBarbara Imobersteg

Was machen meine Hände, wo sind meine Augen?

Pablo Reiniger, Lehrer für Privatstunden und früherer Freiwilliger beim Offenen Nähkurs Aufgezeichnet von Barbara Imobersteg für die Serie «Wie ich Social Fabric kennenlernte»


«Du musst zu Social Fabric gehen», sagte Melly. Sie war Teilnehmerin an meinem Workshop zum Thema Upcycling und sie konnte mich wohl gut einschätzen. 

Ich hatte als Bekleidungstechniker eben meine Zusatzausbildung in Fashion Design abgeschlossen und hielt die Augen offen nach etwas Neuem. Es sollte in meinen Fachbereich fallen, aber gleichwohl etwas ganz anderes sein als das Bisherige.


Pablo Reiniger creating a pattern style on a dressmaker's dummy at Social Fabric sewing atelier in Zurich.

In meinem Atelier bin ich stundenlang allein mit meiner Maschine und den Stoffen. Ab und zu Kund:innen, sonst aber fokussiert auf die Arbeit, den Auftrag, das Timing – oft arbeite ich bis spät in die Nacht. Die sozialen Kontakte leiden. Bei Social Fabric fand ich dann ein sehr lebendiges Sozialleben vor. Ich hatte mir Mellys Rat zu Herzen genommen und mich bei Heather Kirk gemeldet. 


Und ja, es war tatsächlich etwas ganz anderes als das Bisherige – und doch war es genau meine Welt. 

Ich war fasziniert von den Dingen: Nähbedarf aus allen Zeiten. Restbestände aller Art verbreiteten das Flair eines Flohmarkts. Die alten Haushalt-Nähmaschinen – «meine Güte, was die schon alles erlebt haben», so ging es mir durch den Kopf. Die Geflüchteten nähten unbeschwert drauf los, sie wählten Stoffe, die ich nie gewählt hätte und hatten Ideen, auf die ich nie gekommen wäre. 


«Das ist inspirierend, das ist es, wonach ich gesucht habe», dachte ich.

Ich stieg ein als freiwilliger Helfer beim offenen Nähatelier. Auch dieser Aspekt war mir wichtig: Nach meiner jahrelangen Berufserfahrung hatte ich das Bedürfnis, mein Wissen weiterzugeben. Nun war ich gefordert. Wie kann ich es vermitteln? Was machen meine Hände, wo sind meine Augen? So genau hatte ich es mir noch nie überlegt. Ich begann, auch Workshops anzubieten, zum Beispiel Schnittmuster zeichnen, und später auch Privatstunden. 


Noch war Social Fabric in der Pionierphase. 

Vieles mussten wir erst ausprobieren und herausfinden. Alles war etwas chaotisch, noch unklar, noch offen… aber immer entspannt! Mit vielen Brainstormings und Diskussionen entwickelten wir Strukturen mit Aufgabenbereichen und gewissen Regeln. So hat Social Fabric über die Jahre die Qualität in allen Abläufen verbessert, aber – und das ist mindestens so wichtig: 


Sie ist in ihrem Grundsatz und Engagement gleichgeblieben.

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